Peleponnes 2009



Geburt einer Idee

Ursprünglich war für 2009 eine Reise nach und durch Rumänien geplant, ein Land das auch nach dem EU-Beitritt noch als wild und ursprünglich gilt und für Individualreisende somit noch eines der letzten wirklichen Abenteuer mit kalkulierbarem Restrisiko in Europa darstellt. Da wir frei nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“, natürlich nie den direkten schnellen Weg zum Ziel suchen und somit Autobahnen, Bundesstraßen und Schnellstraßen nur als Ultima Ratio in Betracht kommen, zeigte sich sehr schnell, daß mit den uns zur Verfügung stehenden drei Wochen Urlaub das Vorhaben nicht oder mit Abstrichen zu realisieren war. Die als Alternative vorgesehene Fahrt mit dem Autoreisezug von Villach nach Edirne in der Türkei (Dauer ca. 3 Tage), um von dort über Bulgarien nach Rumänien zu gelangen, schien uns auch nicht das Gelbe vom Ei zu sein. Die Zeit war schlicht und einfach nicht ausreichend, wenn man auch noch etwas von Land und Leute sehen wollte. Außerdem sind wir mit der Planung unserer Tagesetappen deutlich über das Ziel hinausgeschossen, was wir im Nachhinein bei der Reise durch Griechenland feststellen mussten. Nun gut aufgeschoben ist nicht aufgehoben, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt und mit etwas eingeschränkterem Umfang klappt es mit Rumänien vielleicht dann doch noch.

Über einen Bekannten sind wir auf die Peloppones in Griechenland aufmerksam geworden. Er schwärmte von der Gegend und dem Motorradfahren dort, auch wenn er selbst mit dem Motorrad noch nie in Griechenland war. Griechenland, das klang nicht schlecht und meine Erinnerungen an einen vergangenen Urlaub in Kreta waren durchweg positiv. Also warum eigentlich nicht Peleponnes?. Etwas Googeln, ein paar Reiseberichte lesen, etwas Kartenstudium und der Entschluß stand fest. Reisezeit Juni. Da ist es noch nicht so heiß, das Land ist noch grün und die Alpenpässe sind befahrbar. Außerdem gibt es ab Venedig günstige und regelmäßige Fährverbindungen, so daß man nicht die ganze Strecke bis nach Griechenland und zurück auf eigener Achse zurücklegen muß. Anfahrt bis Venedig auf jeden Fall durch die Alpen über verschiedene Pässe und die Grenzkammstraße in Slowenien musste auch dabei sein. Reisedauer insgesamt maximal 18 Tage. Das sollte passen. Gesagt getan, die Reisevorbereitungen konnten beginnen.

Bleibt noch zu erwähnen, daß besagter Bekannter der von unserem Vorhaben erfuhr, ohne Zögern sich anschloß. Also waren wir nun zu dritt. Ina, Hans und meine Wenigkeit Thomas. Neben dem Wunsch des Ziels verband uns das Motorrad, alle fuhren wir drei R 1200 GS und waren somit ausreichend gerüstet für die bevorstehende Tour.

Reisevorbereitungen

Die Planungen begannen im Spätsommer 2008 und erstreckten sich bis kurz vor unserer Abreise Mitte Juni 2009. Da wir dem Touristentrubel in Griechenland ausweichen wollten, nebenbei bemerkt findet dieser nur auf den Inseln und an den vom Tourismus begehrten Küsten statt, suchten wir eine Unterkunft im gebirgigen Teil von Peloppones, die, zentral gelegen, Ausgangspunkt für unsere Tagetouren in die verschiedenen Himmelsrichtungen darstellte. Unsere Wahl fiel auf Dimitsana, ein beschauliches Bergdorf in der Region Arkadien, auf etwa 1000 m Meereshöhe in unmittelbarer Nähe zur Louisos-Schlucht gelegen. Ein Hotel war über das Internet auch schnell gefunden (Hotel Dimitsana) für welches wir bereits im Januar 2009 vier Übernachtungen buchten. Zimmer und Ausstattung waren gut und das Ambiente passte. An einer wenig frequentierten Durchgangsstraße des Orts gelegen war das Hotel recht ruhig. Zeitweise waren wir wohl die einzigen Gäste, was allerdings an der Reisezeit gelegen haben dürfte. Mit 76,- Euro für das Doppelzimmer einschließlich Frühstück war der Preis in Ordnung. Lediglich der Preis für das Einzelzimmer (ein einfach belegtes Doppelzimmer) war in Anbetracht der Tatsache, daß das Hotel in der besagten Zeit nur schwach belegt war mit 56,- Euro ein bisschen hoch.

Damit alle was davon hatten wurde die Arbeit der Tourenvorbereitung aufgeteilt. Ich war zuständig für die Planung der An- und Abreise nach Dimitsana sowie Buchung von Hotels und Schiffspasage, Hans für die Planung der Touren vor Ort und Ina halt für den Rest und die gute Laune.

Kartenmaterial und GPS

Griechenland gehörte zu den Ländern in Europa, die 2009 per Straßenrouting nur schlecht erfaßt waren (siehe Anmerkung). Mit Ausnahme der Großstädte wie Athen und Patras waren nur die Hauptrouten per GPS aufgenommen. Der uneingeschränkte Einsatz von Navis oder GPS-Geräten zur Straßennavigation war damit nicht möglich, die Verwendung von Papierkarten somit unumgänglich. Dank der Möglichkeit eingesannte Karten in mein GSPmap zu übertragen, konnte ich das GPS ergänzend zur aktuellen Standortbestimmung nutzen. Hierzu hatte ich mir gescannte, jedoch nicht routingfähige Karten von Griechenland aus dem Internet heruntergeladen, in denen auch die Nebenstrecken ersichtlich waren.

Für die Fahrt nach Venedig und wieder zurück vertrauten wir den Instruktionen des Navi, bei dem die gewünschten Strecken am PC vorher erstellt und in das Gerät übertragen wurden. Also Nachfahren der gewünschten Strecke und Nutzung des Navi als Abbiegeinstruktor bei abgeschalteter Funktion Routenneuberechnung.

Anmerkung:
Mapsource-Version ab 2010 von Garmin soll nun auch das komplette Straßennetz von Griechenland enthalten. Ich habe es zwar nur stichprobenartig geprüft, aber es scheint wohl so zu sein. Dennoch kann ich jedem nur anraten auch Papierkarten mitzunehmen. In der Darstellung und Vollständigkeit sehr gut finde ich die Karten von Berndt & Freitag, die es als Gesamtkarte Griechenland im Maßstab 1:500.000 und für Peleponnes im Maßstab 1:50.000 gibt. Insbesondere mit letzterer lassen sich auch abgelegene und weniger bekannte Flecken finden.

Was mitzunehmen ist

Kopien der Papiere dabei zu haben versteht sich von selbst. Außerdem etwas Werkzeug, aber nur das notwendigste um beispielsweise Schrauben wieder festzuziehen. Da man mit normalem Werkzeug bei den von uns gefahrenen GS nicht weit kommt –fast sämtliche Schrauben sind als Torx-Schrauben ausgeführt- man zudem wenig selbst machen kann wenn z.B. an der Fahrzeugelektronik etwas defekt ist, habe ich mich entschlossen außer einigen speziellen Torx-Einsätzen, beispielsweise zum Radein- und –ausbau, kein weiteres Werkzeug mitzunehmen. Werkstätten gibt es auch auf der Peloppones genügend und die notwendigen Ratschen haben diese auch. Die entsprechenden Einsätze hatten wir dabei. Daneben sind einige Ersatzbirnen, etwas Klebeband, etwas Draht und zwei bis drei zusätzliche Spanngurte hilfreich. Pannen durch Nägel in den Reifen und abgebrochene Top-Case-Träger lassen sich damit praxiserprobt meistern.

Je nach Höhe des Ölverbrauchs ist es auch nicht verkehrt 1 l Motoröl zum Nachfüllen mitzunehmen, da das bei der GS empfohlene 20W-50 nicht überall verfügbar ist.

Zusätzlich hatte ich ein Netbook mit dabei auf das ich abends die aufgenommenen Filme und Photos abspeichern konnte und mit dem ich bei manchen Pensionen/Hotels auch die Möglichkeit für freien Internetzugang hatte, um mir beispielsweise den Wetterbericht für den kommenden Tag anzuschauen und daraufhin ggf. auch die Route zu aktualisieren.

Für uns stand fest, daß wir unterwegs in Pensionen, Gasthäusern und ggf. auch Hotels übernachten würden. Trotzdem hatten wir für den Fall der Fälle als persönliche Ausrüstung je eine Luftmatratze und einen Schlafsack mit dabei. Gebraucht haben wir diese allerdings nicht, da wir während des gesamten Aufenthalts in Griechenland immer und ohne größere Schwierigkeiten gute und relativ preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten entlang des Wegs finden konnten. Ggf. sollte man dabei allerdings auch mal vor Erreichen des angestrebten Etappenziels bereit sein die sich bietende Gelegenheit zu nutzen.

Apropos Filme

Ich hatte eine Helmkamera von 2MCam fest am Motorrad installiert, mit der ich etliche Gigabyte Aufnahmen der gefahrenen Strecke aufgenommen habe. Schön und interessant, aber auch ein bisschen nervig, da man sich ständig drum kümmern muß diese zur rechten Zeit ein- und wieder auszuschalten. Eine nette Spielerei und nach mühevoller Nachbearbeitung auch ein schöne zusätzliche Möglichkeit die Tour noch mal Revue passieren zu lassen. Schöner finde ich jedoch gute Fotographien, da diese Eindrücke und Stimmungen besser wiedergeben, die Phantasie anregen und auch Erinnerungen besser wecken als die besagten Filme.

Hotels und Übernachtungen

Bis auf das Hotel in Dimitsana, für das wir bereits im Februar vier Übernachtungen im Voraus gebucht hatten, haben wir uns Übernachtungsmöglichkeiten immer vor Ort gesucht. Dabei half uns oft der Zufall, gepaart mit ein bißchen Glück, etwas geeignetes zu finden, von dem wir auch am nächsten morgen noch sagen konnten die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Hotels und Pensionen in Griechenland die uns gut gefallen haben:

Hotel Dimitsana
am Rande des Orts Dimitsana gelegen, mit direktem Blick auf die Lousios-Schlucht.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte. Das Frühstück war auch gut. Wir waren nahezu die einzigen Gäste. Zum Essen sind wir nach Dimitsana gegangen (ca. 10 Minuten).
Preis 75,- Euro/DZ inkl. Frühstück

Hotel Pappas
ruhig gelegenen Ferienhotel, direkt am Meer etwas außerhalb des Ferienorts Loutraki in der Nähe von Korinth.
Es ist halt ein Urlauberhotel, in dem ich meinen Pauschalurlaub nicht verbringen würde, dazu stimmt das Umfeld nicht. Aber um eine oder zwei Nächte dort zu bleiben und auch mal im Meer Baden zu gehen paßt es. Schöne Grünanlage und ordentliche Zimmer.
Parken der Motorräder direkt am Hoteleingang. Welcher Pauschal-Turi hat das jemals gemacht?
Preis ca. 90,- Euro/DZ inkl. Frühstück

Zemenos Chanos
direkt an der Straße von Levadia nach Delphi gelegen, kurz vor dem Ort Arachova.
Nach Angaben des Besitzer ein Motel. Ansprechender Außenbereich unter Bäumen und recht gutes Essen. Einfache Zimmer, aber ausreichend
Der Preis dürfte so bei 25,- Euro/Person gelegen haben

Pension Arsenis
Außerhalb von Kalambaka an der Auffahrt zu den Meteora-Klöstern gelegen.
Der Klassiker schlechthin, "Hotel Special" mit Familienanschluß und persönlicher Betreuung durch Junior-Chef "My best friend". Zimmer zum "special price". Zum Essen gab es auf Wunsch "spezial for you" und "best wine".

Hier war alles "Spezial". Aber die Übernachtung und das Essen waren ordentlich.
Und am nächsten Morgen jede Menge Geschenke in Form von Ansichtskarten und sonstigem Kram.
Aber er war sehr nett, etwas einsam und sehr hilfsbereit.
Der Preis dürfte so bei 25,- - 30,- Euro/Person gelegen haben.


Das Jolly-Hotel in dem wir die letzte Nacht von unserer Schiffspassage in Igoumenitsa übernachtet haben können wir nicht empfehlen. Die Zimmer schlecht, schlechte Parkmöglichkeiten und viel Verkehr an der Straße. Dafür halt in Igoumenitsa. Die vermutlich bessere Entscheidung wäre es gewesen ein Hotel etwas außerhalb in der Nähe des Fährhafens zu suchen. Hier gab es noch einige.

Straßen und Verkehr

Halt wie überall in südlichen Ländern. Aufpassen!

Da das Peloponnes sehr gebirgig ist, sind auch die Straßen oft sehr kurvenreich und mit Steigungen und Gefälle ausgestattet. Aber deswegen sind wir ja auch dorthin gefahren.

Die Straßen selbst weisen sehr unterschiedlichen Charakter auf. Es gibt als Nebenstraßen gekennzeichnete Straßen, die über einen super Straßenbelag verfügen und dann wiederum National-/Europastraßen, die in sehr schlechtem Zustand sind. Allgemein kann man jedoch davon ausgehen, daß je kleiner und unbedeutender die Straße, umso schlechter deren Zustand. Das geht bis zu Schotterpisten, die es vereinzelt auch noch gibt, die man als Tourist allerdings suchen muß.

Die Straßen sind oft mit glänzenden Flecken übersäht, von denen man im ersten Augenblick meint ein Heizöllaster hätte hier wohl einen Teil seiner Ladung verloren. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, daß es sich hierbei um Bitumen-/Teerausblühungen handelt. Das dürfte neben den üblicherweise hohen Lufttemperaturen wohl auch mit der Zusammensetzung des griechischen Asphalts zusammenhängen. Solche Ausblühungen haben wir oft und in Massen gesehen.

Eine weitere Besonderheit, insbesondere auf Nebenstrecken, sind in die Straße hieinwachsende Gebüsche und Bäume, Geröll und Steine und teilweise auch großflächige und tiefe Schlaglöcher, die in der regel nicht gekennzeichnet sind. Teilweise auch Schafe, die unvermittelt hinter der nächsten Wegbiegung auftauchen. Vorausschauende und nicht zu schnelle Fahrweise ist daher angesagt. Aber diesbezüglich unterscheidet sich Griechenland in keiner Weise von anderen südlichen Ländern.

Insgesamt hat man auch mit reienen Straßenmotorrädern in Griechenland seinen Fahrspaß.

Resumee

Griechenland war eine Reise wert. Das Wetter paßte, die Strecken entsprachen voll unseren Vorstellungen, die Menschen waren freundlich, die Unterkünfte bis auf ein Hotel in Igoumenitsa (Jolly-Hotel) gut bis sehr gut und der Elebniswert mehr als ausreichend.

Bei der Etappenplanung sollte man eher etwas zurückhaltender sein, da einerseits das Vorankommen auch auf den Nationalstraßen nicht so ist wie man sich das möglicherweise von zuhause aus vorstellt und weil es schlicht und einfach zuviel zu sehen gibt. Dabei meine ich nicht unbedingt nur die Archäologischen Sehenswürdigkeiten, die hatten wir aus zeitlichen Gründen und weil es sehr warm war eh ausgelassen, sondern die Landschaften. Und die gibt es zur Genüge. Es müssen nicht immer die Alpen sein, auch in Griechenland gibt es hohe Berge in denen man kilometerlang alleine fährt.

Wir waren Mitte Juni in Griechenland und hatten bereits zu dieser Zeit Temperaturen bis 30 Grad C im Gebirge und im Küstenbereich sogar noch darüber. Eine Motorradreise im Juli oder August vermag ich mir in Anbetracht dieser Temperaturen und der immer notwendigen Motorradbekleidung nicht vorzustellen. Dann eher wieder September oder Oktober nach Griechenland fahren, wobei die Landschaft dann doch ziemlich öde und trocken sein dürfte.

Meine Empfehlung für Reisezeit: Mitte Mai bis Mitte Juni

Wer die Zeit und die Lust hat, sollte auch die im Ionischen Meer gelegenen Inseln Kerkyra (Korfu) und Lefkada und die benachbarte Insel Kefalonia besuchen. Diese sollen landschaftlich sehr schön sein und Straßen in traumhafter Lage aufweisen. Wir hatten diese Zeit leider nicht, weshalb wir beispielsweise auch nicht in den südlichen Teil der Peloponnes mit der Halbinsel Mani gefahren sind. Ebenfalls abweichend zu unserer Planung hatten wir bei der Rückreise Richtung Igoumenitsa auf den geplanten Schlenker in das nordwestlich gelegene Gebirge mit den Städten Agrinio und Karpenissi verzichtet. Dieser Schlenker hätte ca. 1 - 2 Tage mehr in Anspruch genommen. Stattdessen sind wir von Delphi aus direkt in nördlicher Richtung über die Nationalstraße 27 (E65) nach Kalabaka zu den Meteora-Klöstern gefahren.

Eine insgesamt rundum gelungene Motorradreise, in der wir viel gefahren sind und auch viel gesehen haben und dennoch auch vieles aus Zeitgründen einfach nicht sehen konnten.

Wiederholung nicht ausgeschlossen.

Peloponnes 2009 - Streckenbeschreibung