Balkan 2016

Unsere letzte große Bakantour ?

Wir, meine Lebengefährtin und Begleiterin Ina und ich, beide stramm auf die 60 zugehend, hatten beschlossen nochmal eine große Tour mit Hauptziel Kroatien zu unternehmen. Erstmalig waren wir 2006 in Kroatien, haben Istrien umrundet bzw. auch durchquert, sind über die Inseln rüber ans Festland bis Höhe Karlobag gefahren, um dann über die Plitvicer Seen und das kroatische Hinterland Kroatien wieder zu verlassen. Um weiter Richtung Süden zu fahren hat uns nach 13 Tagen einfach die Zeit und letztendlich auch die Lust gefehlt. Außerdem hatten wir damals die absolut falschen Moppeds, um auch mal ins Velebit reinzufahren. Hier hatte uns Tage zuvor die damals noch in großen Teilen geschotterte Grenzkammstraße gereicht. Nachdem das mit den Moppeds seit 2007 geklärt ist, stand der Plan fest diesen ursprünglichen Wunsch demnächst nachzuholen. Aber wie es halt so ist, es gab und gibt auch noch viele andere Ecken die wir sehen wollten und denen wir dann auch den Vorzug gegeben haben.

2016 sollte es jedoch sein. Die Frage war halt wie hin und wo fahren. Nur Magistrale war uns zuwenig. Auf eigener Achse hin und zurück war uns zuviel. Also beschloß nach langen Überlegen mit der Fähre von Ancona nach Igoumenitsa zu fahren und über Nordgriechenland und die asphaltierten Teile Albaniens, Mazedonien und Montenegro unser Ziel Kroatien anzusteuern. Albanien kannte ich von einer Schottertour aus 2011, sowas sollte es diesmal allerdings nicht sein. Mit Rücksicht auf meine Begleiterin hatte ich Asphaltstraßen gesucht. Wie der Begriff Asphaltsraße in Albanien zu deuten ist, zeigte sich allerdings relativ schnell nach Übnerschreiten der Griechisch-Albanischen Grenze bei Konitsa.

Die Anreise

Um nach Igoumenitsa zu kommen hatten wir die Fähre von Ancona aus abgehend gebucht. Anweichend zur sonstigen Praxis diesmal bei den Minoan-Lines, da die bei gleicher Abfahrtszeit und etwas späterem Ankommen um ca. 30 % günstiger waren als die Annek-Lines. Ein Fehler wie sich im Nachhinein herausstellte. Die Fähre fuhr mit deutlicher Verspätung in Ancona ab (Plan 16:30 Uhr, tatsächlich: 20:00 Uhr) und kam mit deutlicher Verspätung (ca. 3 h) in Igoumenitsa an. Das Erreichen unseres anvisierten Tagesziels Pogradec am Ohrid-See war fraglich.

Der erste Tag führte uns mit knapp 600 km von Darmstadt aus über das Allgäu, Kochel- und Walchensee sowie das Isartal und Achensee bis nach Oberau in der Wildschönau. Ab dem Allgäu -oder war das noch Oberschwaben- hatten wir durchgehend mäßig starken Dauerregen. Die (Regen)Kleidung war komplett durchnässt, inkl. vollgelaufenem rechten Motorradschuh, bei dem der Regen ungehindert über den Schaft hereinlief (das Hosenbein war hochgerutscht). Unsere Stimmung war auf dem absoluten Tiefpunkt, zumal wir nicht wußten wie sich die nächsten Tage entwickeln würden. Regen war für die gesamte Region gemeldet.

Die Sonne lacht wieder

Entgegen unseren Befürchtungen hatte es zum kommenden Morgen aufgehört zu regnen. Die durch die Wolken vereinzelt durchblinzelnden Sonnenstrahlen weckten bei uns die Hoffnung, daß es vielleicht doch noch was werden könnte mit dem schönen Wetter.

Die weitere Anreise nach Ancona erfolgte in 1 1/2 Tagen Über Kreuzbergsattel, Südtirol und Friaul/Venetien. Ab Belluno wurde die Strecke und auch die Landschaft uninteressant, weshalb wir auf die Autobahn auswichen und mit Zwischenübernachtung bei Porto Levante am 11.06.2016 im Fährhafen in Ancona ankamen.

Über Nordgriechenland nach Albanien

Die Überfahrt von Ancona nach Igoumenista war unspektakulär. Bleibt zu erwähnen, daß die Preise im Selbstbedienungsrestaurant auf der Fähre unverschämt hoch sind. Sich selbst zu versorgen wäre, auch was die Qualität des Essens anbelangt die bessere Wahl gewesen. Das nächste mal wissen wird das. dafür war die Zweibettkabine ein Traum, wenn auch nicht ganz billig. Aber man gönnt sich ja sonst nix.

Egal, gut ausgeruht sind wir in Igoumenitsa angekommen. Über kleine Gebirgige und gut zu befahrene Nebenstraßen ging es in Richtung Nordosten zum Grenzübergang bei Konitsa, von wo aus wir am selben Tag noch über die asphaltierte SH75 nach Pogradec fahren wollten. Die Straße, die sich in den Karten als wichtige Verbindungsstraße darstellt, ist teilweise sehr eng, kurvig, führt über Höhen und Täler und die Qualität des Straßenbelags reicht von "rudimentär vorhanden" bis "wir sind dran es zu verbessern". Da ich Albanien bereits kannte, war mir der Unterschied zwischen Schein und Wirklichkeit schon klar. Es auf einer vermeintlich wichtigen Verbindungsstraße so zu erleben allerdings nicht.

Mit Zwischenübernachtung in Korce (aufgrund der vorangeschrittenen Zeit und des wieder zusehend schlechter werdenden Wetters) und einer ca. 10 km langen ungewollten und mit Schlaglöchern übersähten Schottereinlage eines Straßenneubaus, erreichten wir gegen Mittag Pogradec, wo wir im Hotel 1. Mai den restlichen Tag bei schönem Wetter zum Entspannen verbrachten. Außerdem nutzte ich die Zeit meine Reifenpanne notdürftig zu beheben. Mindestens ein Nagel/Schraube ist bei solchen Reisen immer drin, weshalb ich auch immer das passende Werkzeug/Material zur Reparatur dabei habe.

Unsere Reifenflickbude

Der Reifen war mit den Louis-Würsten schnell repariert, zumindest so um erst einmal ein Stück weiter zu kommen. Etwas Luft hatte der Reifen allerdings über Nacht verloren. Aber egal, ich kannte ja eine gute Werkstatt in Albanien, an der wir aufgrund unserer geänderten Reiseplanung auch vorbeikommen würden.

Am nächsten Morgen, es regnete mal wieder stark, war erst einmal Krisensitzung angesagt. Der ursprüngliche Plan über das Drin-Tal und Kukes zur Fähre am Koman-Stausee zu fahren wurde aufgrund der unsicheren Wetterlage und der bei Regen sicherlich schwierig zu befahrenen Strecke SH25 ab Koman verworfen. Stattdessen ging es über die SH36 nach Bulquize (dort hatte ich meinen Reifen von innen vulkanisieren lassen. Die Werkstatt kannte ich von meiner letzten Schottertour 2011 noch (der Besitzer kannte mich interessanterweise auch noch) und ab Burrel über die SH6 am Shkopet-See entlang ging es zur Küste und von dort weiter nach Shkoder, wo wir im Hotel Blini den letzten Abend und die letzte Nacht in Albanien verbrachten.

In Bulquize (Albanien) hatte ich dann meinen Reifen fachmännisch reparieren lassen. Wie sich herausstellte konnte er sich noch an mich erinnern, als wir letzmalig 2011 dort waren, ebenfalls mit Reifenpanne.

Richtung Shkoder

Für die Strecke von Pogradec zur SH6/SH36 hatten wir des Asphalts wegen den Weg über Mazedonien gewählt. Als Alternative gibt es eine wunderschöne ca. 40 km lange Direktverbindung hoch nach Peshkopie, die (Stand 2011) aber durchweg geschottert ist bzw. war. Wenn ich das unterwegs richtig gesehen habe, ist die zumindest nun teilweise asphaltiert.

Am Abend erreichten wir Shkoder, wo wir mit Euros und den letzten albanischen Leke, in einem recht angenehmen und ansprechenden Hotel, dirket am Shkoder-See gelegen, eincheckten.

Montenegro - Kroatien

Morgens, es war mal wieder stark bewölkt aber trocken, fuhren wir über die Grenze nach Montenegro an den Shkoder-See, um dort am Berg entlang nach Virparzar gelangten und einen Frühstückszwischenstopp machten.

Entlang der Bucht von Kotor, mit traumhafter Serpentinenabfahrten und Blick auf die Bucht, fanden wir abends im Ort Kumbor ein einfaches aber preiswertes Appartment zum Übernachten, direkt an der Uferpromenade gelegen.

Bis hierher waren wir nun 6 Tage unterwegs. Das Wetter war am Anfang schlecht, ansonsten wechselhaft mit gelegentlichen Schauern. Der Abend in Montenegro war einfach traumhaft. Die Betten und Matrazen scheußlich, dennoch war dies wohl die Nacht unserer Reise, in der wir am besten geschlafen hatten.