Mallorca März 2012

Eine Insel zum Verlieben

Innerhalb von 20 Jahren war ich nun schon 6 x auf Mallorca und kann mit Recht behaupten schon einiges der Insel zu kennen und auch einiges dort erkundet und gesehen zu haben (Arenal und Ballermann mal ausgenommen). Ich war allerdings noch nie im März dort und vor allen Dingen bin ich dort noch nie mit dem Motorrad auf einsamen Sträßchen und Wegen kreuz und quer gefahren. Jetzt Angang März, rechtzeitig zur Mandelblüte haben wir (meine Freundin und begeisterte R12GS-Fahrerin Ina und ich) es getan. Eine Woche Malle vom 08.03. - 15.03.2012, davon vier Tage Motorradfahren inkl. ein Tag geführtes Endurowandern. Einfach nur der Hammer!

Doch der Reihe nach...

Die Idee

Der Tristesse des deutschen Schmuddelwinters im Rhein-Main-Gebiet zu entkommen, entschlossen wir uns einfach dorthin zu fliegen und dort Motorrad zu fahren wo der Frühling schon angekommen ist.
Randbedingungen: in einer Woche machbar (wg. Resturlaub), max. 2 1/2h Flugzeit (mehr mag ich nicht), bezahlbar und vor allen Dingen mit der Möglichkeit vernünftige Motorräder zu vernünftigen Preisen vor Ort mieten zu können. Insbesondere letzteres führte uns zu Johannes und Anke in Felanitx.
Meine besondere Empfehlung und auch noch mal meinen besonderen Dank an Johannes für die hilfreichen Tipps während der Endurotour und an Anke wegen der guten Organistation und dem reibungslosen Ablauf der Miete.

Den Ablauf der Anreise nach Mallorca um 5:30 morgens mit Condor schenke ich mir. Auch daß ich über zwei Tage auf meinen Koffer warten mußte, der statt nach Plama de Mallorca einfach mal so nach Las Palmas geflogen ist. Zum Glück hatte ich meine Motorradjacke und meinen Helm als Handgepäck mitgenommen, so daß ich nicht ganz nackt da stand. Ok, normale Kleidung zum Wechseln, Ladegerät für die Kamera und Motorradhose und Schuhe hatte ich halt nicht. Und viel Ärger mit meiner Kofferrecherche, einer Fluggesellschaft die telefonisch nicht erreichbar war, einem Flughafenbetreiber in Palma für den die Lösung des Problems immer nur mañana bedeutete und einer Reiseleiterin, die in dieser Zeit wohl selbst Urlaub auf der Insel machte und mein Problem scheinbar nicht so recht verstehen konnte oder wollte.
Wie's denn auch sei, am dritten Tag morgens war der Koffer dank meiner Beharrlichkeit da und die Welt sah wieder etwas freundlicher aus. Zuvor sind wir natürlich auch Motorrad gefahren, halt mit geliehenen und nicht richtig passender Kleidung. Aber es ging.

Unterkunft

Unsere Unkerkunft -unser Basislager- hatten wir in Cala d'Or aufgeschlagen, da der Ort nicht allzuweit vom Vermieter in Felanitx entfernt ist und wir dort bezüglich eines guten und bereits geöffneten Ferienhotels schnell fündig geworden sind. Entgegen einem kleinen und möglicherweise angenehmeren Privathotel hatten wir uns für dieses Ferienhotel entschieden, da wir die gesamte Reise über vorhandene Reisegutscheine bezahlten, die allerdings nur in einem Reisebüro einlösbar waren und die eben nur die üblichen Pauschalarrangements enthielten. Die Wahl war jedoch sehr gut. Die Unterkunft bestens und das Essen schmackhaft und nicht typisch deutsch. Außerdem war das Hotel nur schwach ausgebucht und ohne die für Mallorca in der Hauptreisezeit oft so typische, braun gebrannte und mit Goldketten behangene Klientel oder die ganztägig rumplärrenden Kinder. Nein, ich bin nicht kinderfeindlich, ich habe das vor 25 Jahren selbst aktiv miterleben dürfen. Nur heute brauche ich das in meinem Urlaub nicht mehr.

1. Tourtag: Norden und Nordosten der Insel

Die Motorräder konnten wir bereits am Vorabend in Felanitx abholen. Das Preis-Leistungsverhältnis betrachtend, fiel die Wahl auf eine F650 GS Twin und eine F 800 GS. Beide Motorräder sind mehr als ausreichend und in Anbetracht der noch kommenden Strecken recht handlich.

Die Landschaft ist leicht hügelig, durchzogen von der relativ niedrigen Gebirgskette Serres de Llevant (Gebirge des Ostens). Auffällig sind die vielen kleinen Sträßchen und Wege die das gesamte Land durchziehen und insbesondere hier auch freizügig befahren werden können. Nichts ist umzäunt, nichts gesperrt. Teilweise Asphalt, teilweise Schotter.
Mit einer älteren Michelinkarte und einer neueren Freizeitkarte im Maßstab 1:70000 bewaffnet, sind wir von der Straße weg einfach in diese von blühenden Mandelbäumen durchzogene Landschaft hineingefahren. Kreuz und quer, ohne genau zu wissen wo wir eigentlich waren. Manche Wege führten in Sackgassen, manche Wege auf Hauptstraßen zurück. Irgendwie haben wir es geschafft an Felanitx und Manacor vorbei nach Arta im Nordosten zu gelangen, von wo wir weiter nördlich über eine einsame und zum Schluß abenteuerlich schlechten Straße das Meer an der Cala Mitjana erreichten. Leider war hier der Akku meines Photos dann leer, so daß ich keine Bilder mehr von der Straße und auch der anschließenden Rückfahrt über Alcudia, Sa Pobla, Muro, Sineu und Petra machen konnte, bei der wir ausnahmslos kleine Nebensträchen nutzten.

Ein Nachteil im März; es wird früh dunkel. Ein weiterer Nachteil wenn man ein Rundumsorglospaket bucht und sich nicht selbst um die Anreise kümmern muß; man sucht dann halt mal abends in einem menschenleeren Ort und im Dunkeln eine halbe Stunde bis man sein Hotel gefunden hat. Am zweiten Tag hatten wir dann allerdings den Dreh raus und die Suche dauerte dann nur noch 10 Minuten.

2. und 3. Tourtag: Süden und Südwesten der Insel

2. Tourtag:
Ziel der Tour am 2. Tag war die Erkundung der auch mir bislang unbekannten Südküste. Im großen Bogen ging die Fahrt dann über Palma und Adratx über das Tramuntana-Gebirge nördlich in Richtung nach Soller, wo wir über den Soller-Paß nach Bunyola und von dort über Orient nach Inca gelangten. Der Rückweg nach Cala d'Or erfolgt dann überwiegend auf Nebenstraßen über die Ortschaften Costitx, Montuiri, Porreres, Felanitx und s'Horta.

Zunächst fuhren wir auf kleinen Verbindungsstraßen nach Es Llombards, von wo es kurz hinter dem Ortsausgang links zum Cap ses Salines abbogen, dem südlichsten Punkt Mallorcas. Das Befahren der aus der Nordtour lieb gewonnenen kleinen Cami (Wege, Sträßchen) funktioniert hier leider nicht, da ein Großteil der Grundstücke umfriedet und die Zufahrten zu den Wegen mit schweren Toren versperrt sind. Also blieben wir auf den größeren Straßen.

Über Ses Salines, dem Fischer- und Touristenort Colonia Sant Jordi und San Rapta folgen wir soweit wie möglich der Küste. Ab s'Arenal geht es auf die Autobahn in Richtung Andratx wo wir kurz vorher rechts ab über Calvia und Es Capdella in das Tramuntana-Gebirge gelangen. Von hier aus geht es über eine mit kurven und Kehren bestückte abenteurlich schmale Strecke nach Puigpunyent und links an Esporles vorbei durch einen bezaubernden Wald an die Küstenstraße Ma-10 Richtung Valldemossa nach Soller und schließlich hinauf zum Paß Soller, wo wir uns einen Mandelkuchen im dortigen Restaurant D’alt des Coll Soller schmecken ließen.

Von hier aus ging es dann über Orient und Inca Richtung Cala d'Or.

3. Tourtag:
Am 3. Tag haben wir uns für eine geführte Straßetour entschieden, um auch mal Strecken zu erleben, die man sonst nicht findet. Interessanterweise führte uns die Tour ebenfalls an die Südwestküste. Mit den von unserem Tourguide Johannes ausgesuchten Strecken, war diese Tour eine schöne Ergänzung unserer vorausgegangenen Tour.
Gefühlt sind wir damit so ziemlich jede Straße in dem Gebiet abgefahren. In Realität dürften da noch jede Menge Möglichkeiten für Routenplanungen bestehen.

4. Tourtag - Endurowandern

Am vierten Tage gingen Ina und ich getrennte Wege. Während Ina beschloß mit ihrer Twin auf eigene Faust den Norden Richtung Cala Ratjada zu erkunden, habe ich mich für eine geführte Enduro-Tour entschieden. Leider gibt es von der Endurotour keine Photos, da ich meine Motorradkleidung gegen Cross-Kleidung getauscht habe und dabei vergaß meine Kamera umzupacken.

Neben der Kleidung habe ich auch meine F800 GS gegen eine deutlich leichtere, Offroad-geeignetere G 650 XChallenge getauscht. Nicht daß es mit der 800er nicht gegangen wäre, ich wollte einfach mal etwas mehr Spaß im Gelände haben. Und den hat die 650iger in Kombination mit den von Johannes ausgewählten Strecken reichlich gemacht.

Ich kann nicht genau sagen wo wir gefahren sind. Es war irgendwo im Umland von Felanitx. Überwiegend über Schotterstrecken ging es zu natürlichen Übungsplätzen in der Landschaft, an denen verschiedene Übungen gefahren wurden. Und dazwischen natürlich immer wieder Schotter, bergauf und bergab. Endurowandern und Endurotrainings - ein Muß für jeden Offroad-begeisterten Motorradfahrer in Mallorca.

Die restlichen zwei Tage

Wir hätten ohne weiteres noch weiterhin Motorradfahren können. Die Kosten hierfür haben uns allerdings etwas eingebremst. Stattdessen haben wir uns einen Mietwagen für 80 Euro genommen und sind damit die restlichen zwei Tage nochmal durch die Landschaft gefahren. Mit dabei ebenfalls wieder die Südwestküste mit einem Abstecher ans Meer nach Sant Elm und und am zweiten Tag zum Cap Formentor. Klar, das gehört einfach mit zum Pflichtprogramm. Genauso wie die Sa Calobra, die wir allerdings schon kannten und deswegen aus zeitlichen Gründen nicht mehr gefahren sind. Dafür hatten wir noch s'Arenal und den Playa de Palma auf dem Programm. Das hätten wir uns allerdings sparen können. Gut, wir waren einmal dort und können wenigstens etwas mitreden.

Resumee

Eine Urlaubsreise mit der Garantie für Wiederholungen. Leider für eine Woche nicht ganz billig, wenn man die von uns genutzten und ohnehin vorhandenen Reisegutscheine als Kosten noch in die Gesamtkosten mit einrechnet. In der Summe ergibt sich damit eine Woche Skifahren in bester Lage mit allem Drum und Dran.Da wir aber nicht mehr Skifahrn, paßt das dann schon wieder.