Friaul 2013

Tornanti - Avanti


Im äußersten rechten, oberen Zipfel Italiens, an der Grenze zu Österreich und Slowenien, im Gebiet der Karnischen und Julischen Alpen. Dort ist Friaul, zumindest der gebirgige Teil davon.

Eine überschaubar große Gegend mit zahlreichen kleinen, kurvenreichen Sträßchen, vereinzelt geschottert und viel Spaß auch für hubraumschwächere, leichtere Motorräder. Wir haben uns deswegen für unsere 650iger BMW und 660iger MZ entschieden.

Wir das sind Thomas und Tobias, Vater und Sohn.

Die Anreise erfolgte per leichtem und kostengünstigen Stema-Trailer, den wir uns für solche Gelegenheiten zugelegt hatten und der für die beiden kleineren Motorräder vollkommen ausreichte. Die Anreise auf eigener Achse über fast 700 km hätte, insbesondere für mich mit meiner doch sehr spartanisch anmutenden und ausgerüstetenen Baghira, einiges an Sitzfleisch und mindestens zwei Tage für die einfache Strecke gekostet. So sind wir mit PKW und Trailer die längere Strecke über die Tauernautobahn Richtung Villach gefahren und hatten nach ca. 10 h Fahrt inkl. Pausen unser Ziel relativ entspannt erreicht. Auch wenn es die letzten ca. 15 km hinauf nach Sauris-Lateis durch auf Lumieischlucht in sich hatten.

Die Unterkunft

Zur Diskussion standen die beiden Orte Sauris am Lago di Sauris und Ravascletto in der Nähe der Panoramica del Vette mit seinem bei Motorradfahrern bekannten Hotel Bellavista. Wir haben uns auf Empfehlung von Mitgliedern des GS-Forums für die etwas einfachere, aber dennoch sehr herzliche und gute Unterkunft Albergo Riglarhaus in Sauris-Lateis entschieden. Das Haus ist ca. 3 km außerhalb von Sauris im Ortsteil Lateis gelegen. Eigentlich ist es mehr ein Berghang mit Straße an dem verschiedene Häuser anrainen.

Die Lage ist sehr ruhig, leider auch etwas weitab vom Schuß. Für unsere Touren mußten wir zunächst immer erst ca. 15 km durch die Lumieischlucht mit ihren zahlreichen und nahezu immer feuchten und mit Kopfstein gepflasterten Natursteintunneln fahren. Alternativ ergab sich die Möglichkeit über den benachbarten Pura Pass (Passo Pura) den Ort Ampezzo zu erreichen, von wo aus die Strada Stratale SS52 die Richtung nach Osten und Westen vorgab.

Der dritte Zugang nach Sauris über den Sella di Razzo war während unseres Aufenthalts leider gesperrt. Nach Aussagen unser Pensionswirtin hätte man dort eigentlich fahren können (können bedeutet nicht dürfen), das Auto mit den Carabinieri, die just zu dem Zeitpunkt als wir in das Tal hinuter nach Sauris fahren wollten in der Einfahrt zur gesperrten Straße stand, hinderte uns allerdings daran den Versuch zu wagen. Statt den knapp 20 km direkten, aber gesperrten Weg nach Lateis zu nehmen, sind wir dann halt einen Umweg über 60 km gefahren. Nur gut, daß ich meinen 12 l-Tank vorher nochmal richtig voll gemacht habe. Ich Nachhinein betrachtet hätte man die Carabinieri allerdings auch mal fragen können. In Anbetracht der 40 km Umweg hätte sich das schon gelohnt.

Schotter und gesperrte Strecken

In Friaul wurden ab ca. 2007 zahlreiche Strecken abseits der öffentlichen Straßen für Kraftfahrzeuge gesperrt. Hierzu wurde ein Landesgesetz (Regione Friuli - Venezia Giulia / Legge Regionale n. 9 del 23-04-2007) erlassen, das die bis dahin übliche Praxis "alles ist erlaubt, außer es verboten" praktisch auf den Kopf stellte. Nun ist alles verboten was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Es bestand unsererseits eine große Unsicherheit darüber was bezüglich nicht asphaltierter und hochgelegener Almsträßchen zulässig ist und was nicht. Das Internet half hier nur bedingt weiter. An manchen Stellen waren zusätzlich Sperrschilder aufgestellt, einige mit Zusatzverweis auf das gültige Landesgesetz. Hier war für uns die Sachlage klar, diese mit Sicherheit nicht. Wenn mann erwischt wird, kann das richtig teuer werden.

Bezüglich der Verbotsschilder ohne den Verweis auf das Landesgesetz gibt es sehr unterschiedliche Meinungen bezüglich ihrer praktischen Bedeutung. Sind irgendwelche Zusatzhinweise am Schild angegeben (z. B. bei der gesperrten Forcella Lavardet SP465), wird dies im Internet oft als Haftungsausschluß interpretiert, auch wenn man den Inhalt der Zusatzhinweise nicht versteht. Und nur weil etwas oft wiederholt wird, wird es deswegen nicht richtiger. Auch die Beschreibungen bei Alpenrouten lassen vielfach Freiräume für Interpretationen. Ob das alles so ist !? Man beruhigt zumindest damit sein Gewissen, im Zweifelsfall zahlt man halt doch.
Wir haben es jedenfalls nicht versucht eindeutig gesperrte Strecken zu befahren, insbesondere nachdem uns ein Einheimischer Endurofahrer davon abgeraten hat von Lateis hoch die Schotterstrecke über die Malga Losa nach Ovaro zu nehmen, da diese offiziell gesperrt sei und die Sperrung auch kontrolliert werden würde. Strafe angeblich 175 Euro. Vielleicht wollte er uns aber auch nur aus seinem Gebiet raushalten, den Samstags kamen plötzlich Heerscharen von Endurofahrern, die alle in diese Richtung fuhren. Vielleicht finden ja auch Samstags keine Kontrollen statt. Alles sehr seltsam im Italien-Land.

Die Panoramica del vette (offiziell erlaubt) hatten wir trotz temporärem Sperrschild hingegen benutzt. Die Sperrung bezog sich auf einen Teil in dem gerade Mäharbeiten durchgeführt wurden. Mit dem Motorrad vorbeizukommen war kein Problem, das Problem ergab sich viel weiter oben, oberhalb der Baumgrenze in etwa 1800 m Höhe, wo uns Altschnee den Weg versperrte.

Interessant war auch der Abzweig am Lanzenpaß hinauf zur Straninger Alm auf Österreichischer Seite. Nicht nur, daß hier kein Verbotsschild stand, dort wo ich mit Sicherheit eines vermutet hätte, nein über ein blaues Schild "Austia 2 km" wurde sogar auf die nahe gelegene Grenze hingewiesen. Wir sind die Strecke aufgrund des zusehend dunkler werdenden Himmels und Gefahr von Regen nicht gefahren, da wir schnellstmöglich in unsere Pension zurück wollten. Interessant wäre es allerdings allemal gewesen, zumal nach den ersten ca. 100 m Schotter der Weg als gepflasteter schmaler und steiler Plattenweg weiter ging. Eigentlich nur was für Wanderer, Mountain-Biker und furchtlose Motorradfahrer. Bei Regen stelle ich mir das mit dem Motorrad höchst interessant vor.

Gefahrene Strecken

Wir waren von Sonntag bis Samstag in Friaul und hatten 5 Tage Zeit den nördlichen, gebirgigen und damit für Motorradfahrer interessanten Teil ausgiebig zu erkunden, was wir auch ausreichend gemacht haben. Dabei waren auch zwei Abstecher nach Slowenien (Vrsic und Socatal) sowie nahezu die komplette Grenzkammstraße beginnend von Livek mit dabei. Die Routen nach Slowenien stellten mit ca. 300 km die längsten und auch anstrengensten Routen dar.

Bei Routenlängen von 200 - 250 km kann man in fünf Tagen ausreichend viele der interessanten Straßen fahren. Sieht man mal von den Zubringerstraßen SS52, SS53 und SS13 ab, so fährt man praktisch nur auf kleinen und kleinsten Sträßchen. Der absolute Hammer war für mein Empfinden der Aufstieg mitten im dichten Wald irgendwo nach dem Resia-Tal, kurz vor der slowenischen Grenze. Schmal, eng, steil, kurvig und absolut alleine unterwegs. Mit teilweise grandiosen Aussichten.

Desweiteren die Straße hinauf zum Monte Zoncolan mit anschließender Abfahrt über eine sehr schmale und in schlechtem Zusatnd befindliche Nebenstrecke hinunter nach Priola. Und natürlich die Panoramica und der Lanzenpaß. Wer in Friaul keine kleinen und einsamen Straßen mit vielen Kurven und Kehren findet, hat irgendetwas falsch gemacht.

Abschließender Hinweis zum Tanken

Wer, so wie ich, nur über ein kleines Tankvolumen verfügt, sollte rechtzeitig tanken. Je nach Strecke können es schon mal einige km bis zur nächsten Tanke sein. Und 5-Euro-Scheine mitnehmen. Die meisten Tankstellen sind rund um die Uhr geöffnet, allerdings nur zur normalen Arbeitszeit besetzt. Auch in der Mittagszeit bis ca. 15:00 Uhr machen die Bediensteten meist ein Mittagsschläfchen. Am Automat kann man immer tanken, solange Sprit da ist. Einmal hatten wir auch eine einsame Zapfsäule in einem kleinen Ort gefunden bei der ein Schild mit dem Hinweis "Ausverkauft" hing.