Grandes Alpes 2010

Route des Grandes Alpes


Mit den höchsten befahrbaren Alpenpässen in grandioser Berglandschaft der französischen Alpen gelegen, ist die Route des Grandes Alpes die Königin unter den Alpenstraßen. Ein absolutes Muss für jeden Pässe begeisterten Motorradfahrer.

So auch für uns und so beschlossen wir (Ina und Ich) zu unserer diesjährigen Urlaubstour mit Ziel Französische Alpen aufzubrechen. Namen wie Iserand, Galibier, Izoard und Bonette erinnerten uns an die Strapazen der zahlreichen Tour de France Teilnehmer, die diese Pässe in den vergangenen Jahren schon mehrfach unter ihre Räder genommen hatten. Auch reizte der Gedanke nach all dem Auf und Ab die das Pässe fahren so mit sich bringen am Ziel in Nizza angekommen einen Cafe au Lait in einem der vielen Straßenkaffees in der Rue d'Anglaise zu trinken und dabei die blaue Unendlichkeit des vor uns liegenden Mittelmeers zu bewundern.

Das war zumindest der der Plan.

Zudem reizte es mich meine aus der Schulzeit noch vorhandenen rudimentären Kenntnisse der französischen Sprache auch in der Praxis einmal wieder anwenden zu können, was sich bei Anfragen nach geeigneten Übernachtungsmöglichkeiten auch als sehr wirksam erwies, bei der Auswahl geeigneter Menues meist jedoch zu Menues Surprise führte. Nun gut, noch zwei weitere Wochen und auch das hätte ich irgendwie erfolgsbringend in den Griff bekommen.

Allgemeine Informationen

Die Route des Grandes Alpes beginnt in Thonon les Bains am Genfer See und führt bis nach Menton am Mittelmeer. Nach offiziellen Angaben ist die Gesamtstrecke 684 km lang, führt über 16 Hochalpenpässe der höchsten Bergmassive der französischen Alpen, von denen sechs teilweise deutlich oberhalb von 2000 Meter liegen. Die höchsten befahrbaren Pässe sind der Col de l'Iseran (2764 m) und der Col de la Bonette (2715 m). Vom Col de la Bonette führt eine Straße um den Berggipfel (Cime de la Bonette) herum, deren höchster Punkt bei 2802 m liegt und somit die höchste befahrbare Straße in den Alpen darstellt.

Der Col de la Bonette stellt den Scheitelpunkt der Route des Grandes Alpes dar, von dem es anschließend bis zum Mittelmeer nur noch bergab geht. Bis Nizza sind es von hier aus noch ca. 95 km.

Departments die durchfahren werden sind das Haute Savoie, das Savoie, das Isère und die Alpes Maritimes. Außerdem werden verschiedene Naturparks wie Vanoise, Ecrins und Mercantour durchquert, die zahlreiche Sehenswürdigkeiten beinhalten und mannigfaltig Möglichkeiten für eigene Routenplanungen abseits der eigentlichen Hauptroute bieten .

Für weitergehende Informationen sei auf die offizielle Homepage der Route des Grandes Alpes verwiesen.

Routenplanung und Tagesetappen

Anstatt über die Autobahn direkt bis zum Genfer See zu fahren und dort in die Route des Grandes Alpes einzusteigen, beschloss ich die Anfahrt auf Land- und Bundesstraßen über die Ostschweiz vorzunehmen. Der Einstieg erfolgte über das Stilfser Joch und den Umbrailpaß, die uns aus dem Vinschgau in den Naturpark Schweiz mit dem Ofenpaß führten. Von hier aus ging es in Richtung Westen, wobei wir über verschiedene Pässe ständig zwischen der Alpennord- und Alpensüdseite sowie den verschiedenen Kantonen der Schweiz wechselten. Ziel war das Pässekarussell bei Andermatt. Von hier aus ging es südwestlich in Richtung Wallis.

Über die Martigny im Wallis und den Col de Ferclaz erreichten wir das Department Savoie in Frankreich, wo wir vorbei am Mt. Blanc bei Chamonix ab dem Örtchen Flumet (kurz hinter der Stadt Megeve) in die Route des Grandes Alpes einstiegen.

In meiner Vorplanung hatte ich Tagesetappen von ca. 300 km angesetzt, was bei einer Gesamtlänge der ursprünglich geplanten Strecke von ca. 3500 km einer Reisedauer von etwa 12 Tagen entsprach. In der Planung mit enthalten war ein Teil der Küstenstraße an der Cote d' Azur (mit dem besagten Cafe au Lait in Nizza), die Vedron-Schlucht, das Tal der Ardeche sowie der Nationalpark Vercors. Außerdem zahlreiche Pässe in der Schweiz, sowie ein kleiner Abstecher in das Stur-Tal nach Italien.

Spätestens der dritte Tag in der Schweiz zeigte jedoch, dass die gewählten 300-km-Etappen zu optimistisch angesetzt waren, denn wir waren nicht die einzigen die unterwegs waren und streckenweise kamen wir nur mit 30 km/h voran, einem Stundenschnitt, der auch durch zügiges Überholen nicht wesentlich zu verbessern war. Außerdem gab es einfach zu viel zu sehen, was zu häufigen Unterbrechungen unserer Fahrt führte. Und last but not least waren wir im Urlaub und nicht auf der Flucht. Also musste ein Kompromiss gefunden werden.

Der Kompromiss sah dann so aus:

In der Schweiz:
Berninapaß, Nufenenpaß, Sustenpaß und Gotthardpaß entfielen.

In Frankreich:
Cote d'Azur, Verdon-Schlucht und Ardeche entfielen.

Nicht verzichten wollten wir hingegen auf die wirklich großen Alpenpässe der Route des Grandes Alpes, denn die waren das eigentliche Ziel unserer Reise. Und wir folgten der D902 und D64 bis nach St.-Sauveur sur Tinee -unserem südlichsten Punkt der Reise- von wo aus die Fahrt erst Richtung Westen und dann ab Guillaumes Richtung Norden über den Col de la Cayolle in einem Rundkurs wieder zurück nach Barcelonette ging. Auf der anschließenden Rückreise zu Genfer See, bei der wir aus Zeitgründen auch einige Hauptverbindungen über die Städte Gap und Die nutzten, war der Nationalpark Vercors mit seinen atemberaubenden Schluchten und den waghalsigen Straßenverläufen in den nahezu senkrechten Felswänden natürlich enthalten. Ein Pflichtprogramm, auf das wir keinesfalls verzichten wollten.

Mit den besagten Einschränkungen kamen wir bei einer Gesamtdistanz von ca. 3000 km auf eine Gesamtreisezeit von 11 Tagen, wobei die Tagesetappen zwischen ca. 180 km und 250 km lagen. Für den An- und Abreisetag ließen wir auch größere Etappen von bis zu 480 km zu.

Rückreise

Der Naturpark Vercors mit seinen tiefen Schluchten und den in den Fels gehauenen Straßen stellte den letzten wirklichen Höhepunkt der Reise dar. Die Rückfahrt an den Genfer See über Grenoble war nach all den bisherigen Eindrücken, die wir auf der Reise erlebt hatten weniger interessant. Insbesondere war die Durchfahrt von Grenoble eine Katastrophe: viele Baustellen, viele rote Ampeln, das hohe Verkehrsaufkommen und nicht zuletzt die drückende Hitze im Talkessel machten das Fahren unerträglich. Da konnte auch die anschließende Flucht in das landschaftlich schöne Gebiet des Foret du Selet nicht wirklich helfen, einer Nebenstrecke auf dem Weg nach Chambery.

Nicht zuletzt aufgrund der mittlerweile hohen Temperaturen von über 30 Grad C, beschlossen wir anstelle der Nebenstraßen die Hauptrouten von Chambery über Albertville, Megeve, Magland und Cluses zu wählen. Ziel war der Genfer See, an dem wir den letzten Tag in Frankreich verbringen wollten.

Ab Cluses ging es dann auf das letzte noch verbleibende Stück der D902 in Richtung Thonon Les Bains, wo wir im benachbarten Ort Amphion Les Bains (Garmin sei Dank) eine exzellente Unterkunft im Hotel de La Plage, direkt am See gelegen finden konnten.


Die Rückfahrt nachhause erfolgte über Landstraßen durch die Schweiz bis nach Waldshut am Oberrhein, wo wir im nahe gelegenen Albtal eine Unterkunft für die Nacht fanden.

Am nächsten Tag ging es, teilweise im Regen, dann durch den Schwarzwald bis nach Baden-Baden und von dort auf der Autobahn (mit zahlreichen Staus) nachhause.

Abschließende Tipps

Die von uns gefahrene Route ist auf ihrer gesamten Längen asphaltiert und in relativ gutem Zustand und somit ohne Probleme mit jeder Art von Motorrad zu befahren. Die streckenweise sehr schmalen und kurvenreichen Straßen (meist ohne Randsicherung) und die gerade an Wochenenden hohen Verkehrsdichten an den berühmten Pässen erfordern jedoch höchste Aufmerksamkeit und ein sichere Bedienung des Motorrads, soll der Alpen-Traum nicht zu einem Albtraum werden. Dies gilt insbesondere auch für die von uns gewählte Anreise über das Stilfser Joch mit seinen engen und steilen Kehren, die eine gute Blickführung und vorausschauende Fahrweise erfordern. Nicht ohne Grund gehört die Auffahrt zum Stilfser Joch zur Kategorie der anspruchsvolleren Pässe.

Die maximale Länge der Tagesetappen sollte man sich reiflich überlegen. Lieber etwas weniger fahren und dafür etwas mehr Zeit einplanen. Sicherlich kann man die eigentliche Route des Grandes Alpes vom Genfer See bis zum Mittelmeer auch in zwei Tagen abfahren, nur von der Gegend die man durchfährt hat man dabei nicht viel mitbekommen.

Tanken in Frankreich, ein immer wieder beliebtes und gern diskutiertes Thema. Die Tankstellendichte ist ausreichend, nur die Möglichkeiten zu bezahlen sind oft sehr unterschiedlich. Insbesondere an Wochenenden kann man oft nur per Automat tanken, wobei das bezahlen i. d. R. nur über landesspezifische Geld- oder Kreditkarten funktioniert. Man sollte sich nicht drauf verlassen, daß sein deutsches Sparkassen-Kärtchen an den Tankstellen akzeptiert wird, auch wenn einige behaupten es würde gehen. Bei vielen anderen, die es versucht haben, hat es nicht geklappt.

Deswegen mein Tipp:
rechtzeitig nach einer Tankstelle umschauen, die Barzahlung akzeptiert. In den größeren Städten wie Briancon, Jausier, Barcelonette, Die und Gap und weitere gibt es die immer, auch an Wochenenden. Und vor allen Dingen die Tankreserve nicht bis zum letzten Tropfen ausschöpfen. Das kann ggf. auch mal daneben gehen. Und ohne Sprit kurz vor einem Paß liegen zu bleiben ist das was man im Urlaub nicht unbedingt braucht.