Korsika 2012

Tour de Corse

Der Reisebeginn war mit Abfahrt des Autoreisezugs von Neu-Isenburg nach Alessandria auf Sonntag, den 10.06.2012 festgelegt. Zum Ende hin gabe es keinen festen Termin, einzig unsere Urlaubszeit von 3 Wochen legte die mögliche, maximale Reisedauer fest.

Wieder nachhause gekommen sind wir am 20.06.2012, d. h. Gesamtdauer 10 Tage bei einer auf eigener Achse gefahrenen Gesamtstrecke von ca. 2900 km. Hiervon ca. 1000 km auf Korsika und ca. 850 km auf Autobahnen von Alessandria zu den Fährhäfen in Nizza und Toulon, von Savona zum Gardasee und von Konstanz nachhause. Den Rest vo etwa 1000 km fuhren wir auf Nebenstraßen und Landstraßen in den Seealpen, am Gardasee, hinauf zum Gaviapaß, Stilfser Joch und Arlberg, dem Bregenzer Wald und schließllich ein kleines Stück durch die Schweiz nach Konstanz,

Das eigentliche Ziel war jedoch Korsika, weswegen der Bericht sich auch vorzugsweise nur damit befaßt.

Vorbereitung und Routenplanung

Da mir Korsika bislang absolut fremd war, war es notwendig sich erst einmal einen Überblick über Land und Leute, die Landschaften und Sehenswürdigkeiten und die Übernachtungsmöglichkeiten zu verschaffen.

Wenn man nach Korsika googelt, findel man zahlreiche Tourismusinformationen und auch private Reiseberichte zu Korsika, die ich hier im einzelnen nicht alle aufführen möchte. Hervorzuheben sind meines Erachtens die Seiten ferien-in-korsika.com und besuchensiekorsika.com, die sehr hilfreich bei der Suche und Vorausbuchung einer geeigneten Unterkunft waren.

Ursprünglich war eine Rundtour über die gesamte Insel geplant, die auch den südlichen Teil Kosikas "Corse du Sud" mit den Städten Ajaccio, Bonifacio und Porto Vecchio umfassen sollte. Diesen Teil hatten wir jedoch ausgelassen, da wir nach 5 Tagen Kurvenfahren bis zum Umfallen und zusehend heißer werdenden Temperaturen uns nach der vermeintlichen Kühle italienischer und österreichischer Alpenpässe sehnten und somit am 17.06.2012 die Rückfahrt auf's Festland antraten. In der verbleibenden Zeit bis zum 16.06. sind wir jedoch zahlreiche Strecken im Norden Korsikas "Haute Corse" abgefahren, die uns das Weglassen des oft als landschaftlich schöner bezeichneten Südens Korsikas, als erträglich erscheinen ließen.

Anstelle einer Rundtour mit abendlicher Suche nach einer Unterkunft, haben wir uns für eine feste Unterkunft für drei Nächte in Corte entschieden, von wo wir Touren in alle vier Himmelrichtungen unternehmen konnten. Corte erwies sich dabei als idealer Ausgangspunkt, um die kleinen und kleinsten Departmentsträßchen im Umkreis zu erkunden. Das Hotel vermittelte gehobenen Komfort, den wir abends auch zu schätzen wußten. Mit 130,- Euro für das (preisgünstigste) Doppelzimmer war das Hotel allerdings kein Schnäppchen.
Der Hammer war allerdings der Parkplatz vor dem Hotel, der komplett bis zu 5 cm hoch geschottert war und bei dem das Zuschauen bei der Ankunft und der Abfahrt von Motorradfahrern immer wieder aufs Neue Freude bereitete.

Für die letzten zwei Übernachtungen hatten wir unser Basislager nach Bastia verschoben, besser gesagt nach Pietraneras, Hotel Thalassa, ca. 3 km nördlich des Hafens von Bastia.

Anreise und Fährverbindungen

Die Anreise erfolgte mit dem Autoreisezug Neu-Isenburg - Alessandria. Teuer, aber den Umständen entsprechend bequem und als Nachtfahrt verliert man nicht 1 1/2 Tage, die man per eigener Anreise einrechnen muß. Für die Weiterfahrt nach Bastia hatten wir die Mittagsfähre in Livorno am selben Tag vorausgebucht. Entfernung Alessandria - Livorno ca. 270 km. Im Nachhinein betrachtet war dies eine schlechte Entscheidung. Die Zeit von Ankunft und Entladen in Alessandria bis zur Ankunft an der Fähre in Livorno war sehr knapp. Für mich zu knapp, um die Fahrt dorthin zu wagen und ohne Fähre dann in Livorno zu stehen. Also schrieben wir die bereits bezahlten 130,- Euro für die Fähre ab und versuchten die Fähre um 15:00 Uhr in Nizza zu nehmen (240 km entfernt). Leider mußten wir vor Ort in Nizza feststellen, daß die Fähre an dem Tag ausfiel und wir fuhren deshalb schnurstracks weiter nach Toulon (nochmal 180 km), um dort wenigstens noch die Nachtfähre um 21:00 Uhr zu bekommen. Das klappte dann auch und, dank unserer 2er-Kabine (240,- Euro) gut ausgeschlafen, erreichten wir morgens um 7:00 Uhr Bastia.

Und der Lerneffekt: immer einen zeitlich ausreichend großen Puffer einplanen. Außerdem keine Fähren nach Korsika mehr im Voraus buchen. Auf den Fähren gab es in der Reisezeit Juni noch jede Menge Platz. Und sich nicht blind auf den Fahrplan der Fähre im Internet verlassen. Hätte man das alles vorher gewußt, hätte man auch die Nachtfähre ab savona nehmen könne, die zeitgleich mit unserer Toulon-Fähre in Bastia eintraf.

Gefahrene Routen

In Deutschland hatte ich bereits Routen ausgewählt, die mir interessant erschienen. Bezüglich der Routenauswahl war der Motorradreiseführer von Alfred Müller und die darin enthaltene Karte von Berndt & Freytag im Maßstab 1:150 000 sehr hilfreich.

Die Routen hatte ich in eine Karte eingezeichnet, den eigenen Bedürfnissen angepaßt und in mein Garmin übertragen. Vor Ort wichen wir von den Planungen teilweise ab, sofern sich schönere Alternativen ergaben. Oft legten die geplanten Routen nur die Grobrichtung fest, während wir vor Ort dann kleine Nebensträßchen auswählten und uns von einer weißen Straße zur nächsten hangelten. Diese Sträßchen waren nahezu menschenleer, sehr eng, teilweise in schlechtem Zustand (was uns angesichts unser GS aber nicht störte), dafür aber in grandioser Landschaft gelegen und mit phänomenalen Ausblicken auf die Berge und das Meer.

Da abzusehen war, daß wir nicht unsere gesamte Urlaubszeit für die Reise benötigen würden, konnten wir uns den Luxus einer sehr individuellen Reisehestaltung leisten. Ohne den Streß von irgendwelchen Terminen getrieben irgendwelche Punkte zur rechten Zeit erreichen zu müssen. Das ist mein Verständnis von Urlaub, so soll es sein.

Die Heimfahrt

Geplant war ausgehend von Livorno über die Toskana und Emiglia Romana auf Landsträßchen (Strada Provenziale) an den Gardasee zu fahren. Die ab Bastia vorgesehene Fähre fuhr allerdings erst mittags, so daß ich aus zeitlichen Gründen beschloß die Morgenfähre nach Savona zu nehmen. Wie ich später feststellte war damit natürlich die geplante Landpartie dahin, da Savona in einer ganz anderen Ecke lag. Um nicht noch weiter Zeit zu verlieren fuhren wir dann über die autostrada an den Gardasee (ca. 300 km).

Am Gardasee fanden wir eine Unterkunft für zwei Nächte in Desenzano. Von dort fuhren wir am nächsten Tag auf den Monte Baldo, dem Höhenzug auf der Ostseite des Sees und über das Westufer mit sein zum See steil abfallenden Bergen wieder zurück zum Hotel.

Die Heimreise erfolgte an den folgenden zwei tagen dann über den Croce Domini am Gardasee, den Gaviapaß, das Stilfser Joch, Umbrailpaß, Rechenpaß, Arlbergpaß, Flexenpaß, Hochtannbergpaß, Furkajoch und durch die Schweiz nach Konstanz, wo wir aufgrund schlechter werdenden Wetters anschließend dann in einem Rutsch nachause fuhren.

Resumee

Wir waren fünf Tage auf Korsika und hatten innerhalb dieser Zeit den nördlichen Teil recht ausgiebig erfahren können. Alles konnten wir nicht sehen, das war allerdings auch nicht beabsichtigt. Für den Süden hätten wir als Minimum nochmal etwa 4 Tage gebraucht. Für eine Reise inkl. Heimfahrt durch die Alpen und in Anbetracht der zusehend steigenden Temperaturen war uns das zuviel.

Die Reisezeit Juni war grundsätzlich gut gewählt. Ggf. wäre auch der Mai eine gute Reisezeit gewesen. Ich denke, daß die zum Ende hin aufgetretenen hohen Temperaturen von teilweise über 30 Grad C nicht unbedingt typisch für Juni waren. Diese hohen Temperaturen herschten in ganz Europa, auch in Deutschland.

In dem beschriebenen Reiseführer wurde vor organisierten Motorraddiebstählen in Korsika gewarnt. Wir können das weder bestätigen noch verneinen. Mit zwei dicken Schlössern mit denen wir die Motorräder zusammenschlossen, hatten wir entsprechend vorgesorgt. Uns ist demzufolge nichts abhanden gekommen.

Ansonsten ist Korsika eine Reise wert. Wer über die entsprechenden Fahrzeuge verfügt sollte die ganz kleinen Sträßchen aufsuchen, ggf. sogar noch mit etwas Offroad kombinieren, was dort durchaus an den meisten Stellen legal möglich ist.

Ein Land für Schnäppchenjäger ist Korsika mit Sicherheit nicht. Das Preisniveau ist auch für französische verhältnisse rech hoch. Ausgefallen ist mir dies insbesondere bei heimischen Südfrüchten, die deutlich teurer als auf dem Festland waren. Diesbezüglich ist Italien eindeutig der Sieger. Aber der Früchte wegen sind wir ja auch nicht nach Korsika gefahren.

Darmstadt im Juni 2012, Thomas