Weserbergland Mai 2010

14. - 16.05.2010

Pleiten, Pech und Pannen

Nachdem der Vatertag schon recht bescheiden ausfiel und eigentlich mehr an ein Tag im März oder April erinnerte, versprach, entgegen meinen Hoffnungen, der Wetterbericht für Samstag und Sonntag auch nichts gutes. Kühl und mit leichten Regenschauern am Freitag. Für die Rückfahrt am Sonntag sah es hingegen ganz gut aus, zumindest trocken und über jedes Grad über 10 Grad C war man ja schon dankbar.

Es half alles nichts, die Unterkunft im Habichtswald war gebucht, die Pferde gesattelt und die Reiter bereit den Ritt zu wagen. Sicherheitshalber schaute ich mir Freitag morgens allerdings doch nochmal das Regenradarbild an, da der Blick aus dem Fenster zur Verebsserung des allgemeinen Wohlbefindens nicht gerade beitrug. Wie zu befürchten, der Regen zog genau dorthin, wo es auch uns hinzog, Richtung Rothaargebirge und Sauerland. Dieses nur mir gegebene Wissen behielt ich allerdings erst einmal für mich, da ich immer noch der Hoffnung auf starke Westwinde war, die die Regenwolken schon irgendwie von uns wegtreiben würden. Leider hatte ich die Rechnung dabei ohne den Wirt gemacht. Und um es gleich vorweg zu nehmen, der Freitag war nur ein Vorgeschmack auf den noch viel übler kommenden Samstag, der für einige von uns die Fahrt an diesem Tag kurzzeitig beenden ließ.

Doch alles der Reihe nach.

Tourbeschreibung

Nachdem ich selbst schon die Weser vom Ursprung in Hannoversch-Münden bis zur iher Mündung in die Nordsee bei Bremerhaven auf der gesamten Länge mit dem Fahrad abgestrampelt hatte -es ist halt schon einige Jahre her- und die Landschaft rechts und links der Oberweser mir sehr gut gefiel, entschloß ich mich entgegen der ursprünglichen Planung Harz, das Weserbergland als Ziel unserer diesjährigen gemeinsamen Motorradtour auszuwählen.Blieb noch die Frage zu klären, welche Strecken und welche Orte eingeplant werden sollten, die an einem Tag gut zu bewältigen sind, ohne jedoch dabei etwas zu verpassen. Ob wir etwas verpaßt haben weiß ich nicht, das was wier allerdings gesehen haben und erfahren durften war die Reise durchaus wert. Wenn nur diese hundsmiserable Wetter nicht gewesen wäre!

Unser Basislager für zwei Übernachtungen hatten wir im Ort Ehlen im Habichtswald errichtet (etwa 15 km westlich von Kassel, 35 km nordöstlich des Edersees und südlich des Weserberglands). Nicht der besonders schönen Lage wegen, sondern schlicht und einfach weil es zum Buchungsdatum im März eine der letzten noch verbliebenen Möglichkeiten war an dem verlängerten Wochenende unterzukommen. Das Risiko einfach drauf loszufahren und dann abends nichts passendes zu finden war mir bei der benötigten Anzahl von drei Doppelzimmern einfach zu groß. Meine Wahl fiel auf die Ehlener Poststuben, die ich im Internet gefunden habe und bei der insbesodere der Biergarten mein Interesse geweckt hatte. Der Biergarten war leider geschlossen und sich dennoch draußen hinzusetzen und sein kühles Helles zu trinken wäre mehr als gewagt gewesen. Die Unterkunft war sumasumarum eigentlich in Ordnung, auch wenn wir durchaus schon gemütlichere Unterkünfte hatten. Der Preis mit 36 Euro / Person und Nacht im DZ angemessen, das Frühstück reichhaltig und gut.

1. Tag: Rothaargebirge, Hochsauerland und Edersee

Die Tour startete am Freitag morgen um 8:30 Uhr auf einem Parkplatz der A5 kurz hinter der Auffahrt von Langen. Auch wenn die Autobahn nicht gerade der für uns bevorzugte Weg ist voranzukommen, so hatte ich diese Lösung dennoch gewählt, um zügig das Rhein-Main-Gebiet zu umfahren.

Staufrei vorbei am Frankfurter Kreuz, folgten wir der A5 und später der A45 bis zur Ausfahrt Waldgirmes. Von dort ging es überwiegend über kleine und kurvenreiche Nebenstraßen in nordwestlicher Richtung in den Naturpark Rothaargebirge. Schneller als die Wolken zu ziehen imstande sind, hatten wir, wie sollte es auch anders sein, den Regen wieder eingeholt. Der Regen war zwar nicht besonders stark, dafür aber aber beständig und vor allen Dingen war es saukalt.

Und die Straßen waren naß, was unserem VMAX-Fahrer einige Mühe kostete seine 200 Pferde im Zaum zu halten.Die VMAX ist wohl doch eher für 1/4-Meilen-Rennen zur Eisdiele gebaut, als auf regennassen deutschen Straßen zügig voranzukommen. Aber mit ausreichender Vorsicht und einer riesigen Portion Gottvertrauen hat er es dennoch geschafft heil und ohne Sturz die Tour zu meistern. Der Rest der Teilnehmer hatte mit Haftungsproblemen weniger zu kämpfen, was neben der passenden Reifentechnologie aber auch an der entsprechenden, zurückhaltenden Fahrweise lag.

Im Rothaargebirge besuchten wir auf ausdrücklichen Wunsch des Tourplaners (das bin ich) die Lahnquelle am Hotel "Forsthaus zur Lanquelle" (Lahnhof). Was wir sahen war ein mit Grünpflanzen bedeckter Tümpel, an dem auf einer Seite ein kleiner Rinnsal, angeblich die Lahn, wegfloß. Soll das die Lahnquelle sein? Eigentlich etwas enttäuschend, aber was hatte ich anders auch erwartet! Nahezu jeder Fluß fängt mal klein an. Die Fahrt zur Lahnquelle über die L722, eine idyllisch im Wald verlaufende Straße, war den Abstecher dorthin allerdings schon wert.

Wie auch in der Tourkarte dargestellt, sollte die Fahrt in einem Bogen über über Bad Laasphe, Dotzlar und Eder bis nach Bad Berleburg erfolgen. Aufgrund der Wettersituation entschloß ich mich während eines Tankstopps auf diesen Schlenker zu verzichten und stattdessen den direkten Weg über die B480 nach Bad Berleburg einzuschlagen. Die Entscheidung war richtig, denn je weiter und schneller wir in Richtung Osten vorankamen, umso geringer wurde der Regen, bis er schließlich irgendwo im Hochsauerland aufhörte. Und die Straßen trockneten ab. Endlich wieder freies fahren!

Recht flott erreichten wir nun den Edersee, wo wir einen Halt für eine Kaffepause einlegten. Die ursprünglich geplante kleine Kreuzfahrt auf dem Edersee fand mangels Interesse nicht statt. Eigentlich hatte bezüglich Wasser jeder von uns die Schnauze gestrichen voll.

Bis zu unserer Unterkunft in Ehlen waren es noch ca. 30 km, die wir ohne weitere Probleme schnell erreichten.

2. Tag: Weserbergland und Solling

Für die heutige Tour (östlich der Weser hoch und westlich der Weser wieder runter) übernahm Harald Zimmermann (alias Hazi) die Führung. Ich machte die Nachhut und sorgte dafür, daß keiner unterwegs verloren ging.

Es war nicht gerade das Traumwetter um Helden zu zeigen, aber es war trocken. Also begann der Tag eigentlich ganz gut. Zumindest die ersten 15 km, dann hatten wir ihn wieder. Regen, Regen, Regen, Regen.... Was soll' s, da muß man halt durch. Der Fahrspaß bleibt dabei leider etwas auf der Strecke.

Über Nebenstraßen (meist grün gekennzeichnete = landschaftlich schöne) ging zu unserem ersten Etappenstopp der Barockstadt Bad Karlshafen. Von hier aus wurden im 18. Jh. nordhessische Söldner zur Fahrt nach Amerika verschifft. Um an Geld heran zu kommen, das war auch damals schon knapp, hatte der damalige Landgraf von Kassel diese an die Engländer vermietet (heute würde man von Leasing sprechen), um die Aufstände in den englischen Überseekolonien Amerika niederzuschlagen. Wie allseits bekannt ist dies allerdings mißlungen und das Resultat dieses Fehlschlags sind die heutigen USA. In Bad Karlshafen gibt es heute noch ein Hafenbecken, was mit etwas Phantasie an die damalige Zeit erinnert.

Auf dem Weg nach Bad Karlshafen kamen wir am Dornröschenschloß Sababurg vorbei. Eine kurze Zigarettenpause und weiter ging es.

Von Bad Karlshafen ging es nun in nördlicher Richtung über den Naturpark Solling mit Ziel Münchhausenstadt Bodenwerder und dem nahegelegenen Grohnder Fährhaus, wo ich unsere Mittagsrast eingeplant hatte.

Die Straßen durch den Naturpark Solling sind, insbesondere für Naturliebhaber und Liebhaber von Kleinststräßchen traumhaft. Gebirgig mit vielen Kurven, teilweise auch Serpentinen. Die Straßen waren oft nicht wesentlich breiter als Feldwege und führten kurvenreich mitten durch den Wald. In Neuhaus am Solling legten wir einen Tankstopp ein. Hier zeigten sich dann auch die ersten Ausfallerscheinungen bei unserem Mädchen Ina und bei Cafe-Racer Marcus. Der anhaltende Regen und die Fahrt auf schwierigen Straßen forderten ihren Tribut. Wir entschlossen daher die Truppe aufzuteilen. Der schmerzfreie Teil der Truppe (Hazi, Hans und Tobias) fuhren die geplante Route weiter. Ina, Marcus und ich beschlossen die Tour abzubrechen und den direkten Weg zurück zur Unterkunft Richtung Kassel einzuschlagen. Die Schuhe von Marcus waren total durchnäßt außerdem machte wohl auch das Fahren mit der Vmax bei diesen Bedingungen keinen richtigen Spaß. Es geht halt nix über das richtige Mopped und vernünftige Ausrüstung.

Über die Rückfahrt der Abbrecher gibt es nicht viel zu erzählen, außer, daß es kurz vor Kassel wieder trocken wurde. Etwas enttäuscht über den Abbruch der Tour, aber mit dem entsprechenden Verständnis (Safety first!), fuhr ich anschließend noch hinauf zum nahegelegenen Herkules-Denkmal. Außer einer Großbaustelle und einem eingerüsteten Herkules, gab es dort alledings nicht viel zu sehen.

Über die Fahrt und Erlebnisse der schmerzfreien Truppe gibt es leider ebenfalls nicht viel zu berichten, da diese nur Fahren, Fahren und noch nochmals Fahren im Kopf hatten. Aber es scheint trotz der widrigen Umstände Spaß gemacht zu haben. Und das ist ja die Hauptsache.

Den Abend beendeten wir gemeinsam beim Italiener in Ehlen, mit der Gewißheit, daß es eigentlich nur besser werden kann.

3. Tag: Meißner Thüringen, Rhön und Spessart

Kaum zu glauben aber wahr, es war trocken. Die Sonne kam zögerlich hinter den Wolken hervor, so als ob sie sich selbst noch nicht ganz schlüssig darüber sei, wie sie es denn heute handhaben wolle. Um es vorweg zu nehmen, die zögerliche Haltung wich im Laufe des Tage der freudigen Einsicht uns wenigstens am letzten unserer Tour noch etwas von dem zu geben, was wir letzten beiden Tage so vermißt hatten.

Die Tanks wurden randvoll gefüllt, die Sonnenbrillen geputzt und ab ging die Post.

Zunächst über die Autobahn um Kassel herum bis zur Abfahrt Kassel-Süd ging es über Lohfelden in den Söhrewald in Richtung Südosten. Entgegen meiner ursprünglich Planung von Hessisch Lichtenau aus quer über den hohen Meißner zu fahren, beschloß ich aus zeitlichen Gründen den direkten Weg nach Eisenach über die B7 zu wählen. Bereits auf dem Weg nach Eisenach hatte ich dann alledings kurzerhand meine Meinung geändert (es wäre schade gewesen den Hohen Meißner auszulassen) und über die Ostseite fuhren wir über Abterode und Vockerode hoch nach Schwalbenthal im Hohen Meißner, von wo man eine grandiose Aussicht auf das Werratal sowie die Westausläufer des Thrüngiger Waldes hat.

Die anschließende Abfahrt fühte uns zunächst nach Eschwege, wo ich außerhalb von Eschwege in Richtung Wanfried einen guten Imbiß kenne, der, wenn immer ich in dieser Gegend bin, für mich einen Abstecher dorthin wert ist. Außerdem ist nebendran eine Tankstelle, an der zumindest unsere Mitfahrer mit bescheidenem Tankvolumen bzw. anspruchsvollerem Benzinkonsum sich nochmal einen Nachschlag des begehrten Saftes genehmigen konnten.

Weiter ging es nun über Weisenborn und Herleshausen nach Eisenach in den Thüringer Wald und von hier aus an der Wartburg vorbei über die kurvenreiche B84 in Richtung Merkers. Im weiteren Verlauf folgten wir der B284, die uns nach Kaltennordheim fühtrte, von wo es über Frankenheim hinauf auf die Hochrhönstraße ging. Weitere Zwischenziele im Naturpark Bayerische Rhön: Bischofsheim, Burkradtroth und Oberhulba. Von Oberhulba ging es an der Fränkischen Saale entlang Richtung Gemünden. Vorher hatte Hans natürlich mal wieder feststellen müssen nicht mehr ausreichend Öl im Motor zu haben.

"Ja Hans, auch bei einer BMW muß hin und wieder mal nach dem Öl schauen!", selbst wenn man Hans heißt.

Aber Hans wäre nicht Hans im Glück, wenn ihm nicht irgendjemand zu irgendwelchen Zeiten und an irgendwelchen Orten weiterhelfen würde. Jemand den er auf der Straße ansprach gab ihm einige 100 ml irgendeines dickflüssigen Etwas aus einem großen Faß, was Hans ohne Bedenken in seinen Motor kippte. Ein Glück, daß der Motor der GS was Öl anbelangt nicht so anspruchsvoll ist. Und da das ja nicht alles sein kann, haben wir dann anschließend auch noch eine Tankstelle gesucht. Kurz vor Bad Brückenau, entgegen unser geplanten Fahrtricfhtung, sind wir dann endlich fündig geworden.

Alles weitere verlief dann relativ problemlos. In Gemünden trennten sich unsere Wege. Während Ina, Marcus, Tobias und ich über die Autobahn den direkten Weg nachhause einschlugen, folgten Hazi und Hans der geplanten Route durch den Spessart und den Odenwald bis nach Darmstadt.

Resumee

Vieles war nicht so wie gewünscht, da uns das Wetter doch einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Aber schön war es trotzdem und erlebnisreich.

Das Wesebergland ist ohne Vorbehalt zu empfehlen. Es bietet sich an das Weserbergland mit einer Verlängerung in den Harz zu kombinieren. Bei nächster Gelegenheit werden wir das tun. Dann allerdings bei hoffentlich Motorradfahrer freundlicherem Wetter.